Was ist reformiert?

Das ist sicher die Frage, die uns von Gästen am häufigsten gestellt wird.

 

Zu Recht, denn in vielen Gegenden Deutschlands kennt man nur „evangelisch“ - und meint damit oft „lutherisch“. Tatsächlich ist das aber nur die halbe Wahrheit – und weltweit gibt es sogar mehr reformierte Protestanten, z. B. in der Schweiz, den Niederlanden, Schottland, den USA, Indonesien oder Südafrika. Das Verbindende ist allerdings wesentlich stärker als das Trennende – und Reformierte und Lutheraner haben überhaupt kein Problem, miteinander Gottesdienst und Abendmahl zu feiern.

 

Wenn Sie diese Frage sehr interessiert, empfehlen wir Ihnen die Sonderausgabe unserer landeskirchlichen Zeitschrift „reformiert“ oder das Buch „Die Reformierten“ (tvz-Verlag).

 

In Kürze soviel:

 

Die Ursprünge der Reformierten Kirchen liegen in der Schweiz und Oberdeutschland und sind geprägt von den Reformatoren Huldrych Zwingli in Zürich (1484-1531) Johann Calvin in Genf und Straßburg (1509-1564) und Martin Bucer im Elsaß (1491-1551). Die unterschiedliche Deutung des Abendmahls verhinderte damals eine Einigung mit Martin Luther. Seit Flüchtlinge aus den Spanisch-Niederländischen Religionskriegen in Emden Zuflucht fanden, sind die Reformierten in Ostfriesland und entlang der niederländischen Grenze besonders stark vertreten. Das Siegel unserer Ev. – ref. Landeskirche („Gottes Kirche, verfolgt, vertrieben, hat Gott hier Schutz gegeben“) erinnert daran.

 

Zwingli, Calvin und Bucer haben die theologischen Grundsteine der reformierten Theologie gelegt:

 

Zwingli mit seiner Abendmahlstheologie, die im Abendmahl das Gedächtnis an die Gemeinschaft Jesu mit seinen Jüngern und die Zugehörigkeit zu dieser Gemeinschaft betont. Zentral in Zwinglis Theologie ist der Gedanke des Bundes Gottes mit den Menschen, der uns mit dem Judentum verbindet – von daher eine besondere Wertschätzung des „Alten Testamentes“,

 

Calvin mit seiner Institutio Christianae Religionis, der Vier - Ämterlehre und Betonung dessen, dass sich die innere Wahrheit einer Kirche auch in ihrer äußeren Form niederschlagen müsse,

 

Bucer mit seiner Kirchenorganisation, in der die Gemeinde durch einen Kirchenrat aus gewählten Gemeindegliedern und PastorInnen geleitet wird und eine kirchliche Hierarchie abgelehnt wird.

 

Dementsprechend kennt die Reformierte Kirche kein Bischofsamt. Die Gemeinden regeln ihre Angelegenheiten weitgehend selbst. PastorInnen werden von der ganzen Gemeinde gewählt. Nur, was nicht im Kirchenrat einer Gemeinde entschieden werden kann, wird durch synodale Beschlüsse geregelt.